ZAPATISTISCHES REBELLISCHES AUTONOMES BILDUNGSSYSTEM DER NATIONALEN BEFREIUNG - HOCHLAND VON CHIAPAS (SERAZLN-ZACH)

Don Andrés

(Compañero Andrés Aubry,
"Otra vez fertilizando la Memoria")


Das Rebellische Autonome Zapatistische Zentrum für Spanisch und Maya-Sprachen (CELMRAZ) bietet Unterricht in Spanisch und Tsotsil - mit dem Fokus auf Sprache und Kultur im Kontext des antikapitalistischen Kampfes.


WAS IST DAS SPRACHEN-ZENTRUM CELMRAZ?

Es ist ein Raum des Austausches mit den unterschiedlichen Pueblos/ Gemeinschaften und Kulturen der Welt. Das Erlernen von Tsotsil oder Spanisch (castellano(*)) stellt eine konkrete Form dieses Austausches dar, denn der Unterricht wird im Kontext der Lebensrealität der zapatistischen Pueblos in Widerstand und Rebellion gegeben - mitten in einem der Caracoles, dem Caracol II von Oventik, im Gebäude der Sekundarschule des zapatistischen Bildungssystems ESRAZ. Alle Aktivitäten, die durchgeführt werden, sind Teil dieses bildungskulturellen Austausches auf Gegenseitigkeit, für einen ökonomischen Beitrag, den die Compañeras und Compañeros, die Schwestern und Brüder dem Rat der Guten Regierung übergeben. Wir machen aus der Sprache keine weitere Ware; wir verkaufen sie nicht, sondern teilen sie mit allen, die für diese bildungskulturelle Erfahrung offen sind und sich mit unserem antikapitalistischen Kampf für die Verteidigung des Lebens und für eine Welt, in die viele Welten passen, identifizieren.


WER KANN KOMMEN?

Unter Berücksichtigung des zuvor Gesagten können folglich in unser Sprachen-Zentrum all diejenigen kommen, die unser Ideal im Einklang mit der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald und der Erklärung für das Leben teilen - unterschiedslos ihrer Sprache, Ethnie, Religion, Alter, Sex und Gender. Um ins Caracol zu kommen und für Unterricht oder spezielle Programme akzeptiert zu werden, ist es notwendig, das Empfehlungsschreiben einer (sozialen/ politischen/ edukativen/ kulturellen/ mit dem antikapitalistischen Kampf identifizierten) Organisation oder eines Kollektivs zu haben. Dies um auf diese Weise Selbstverpflichtung und Verantwortlichkeit zu übernehmen - für das, was es impliziert zu unserem Sprachen-Zentrum zu kommen, welches sich in der Altos-Zone, im Caracol II des Widerstands und der Rebellion von Oventik befindet. Mit dem entsprechenden Empfehlungsschreiben müssen sich Interessierte bei einer der autorisierten Organisationen (siehe Auflistung weiter unten) akkreditieren lassen - die Kopie dieses Akkreditierungsschreibens, ein Zertifikat über die vollständige Impfung gegen COVID-19 sowie ein Identitätsnachweis müssen beim Betreten des Caracol II und des CELMRAZ gezeigt werden.

ins Caracol II und ins CELMRAZ kommen.


ÖKONOMISCHER BEITRAG FÜR DIE SEKUNDARSCHULE ESRAZ UND DAS AUTONOME ZAPATISTISCHE BILDUNGSSYSTEM SERAZLN-ZACH:


SPANISCH-UNTERRICHT

In Übereinstimmung mit einer allgemeinen Vereinbarung zwischen allen Organisationen, die uns unterstützen, und entsprechend eines Gleichheitsgrundsatzes, wurde für den Spanisch-Unterricht ein Beitrag in Höhe von DREI Mindestlohntagen des Landes, in dem die Betreffenden wohnen und arbeiten, festgelegt - plus 900 Pesos, um den Anstieg der Lebensmittelpreise auszugleichen. Wir bieten dafür 15 Stunden Unterricht (3 Stunden täglich, 5 Tage die Woche), plus 15 Mahlzeiten und die Unterkunft, die wir all denjenigen, die uns besuchen, sowieso anbieten. Der Einfachheit halber bitten wir darum, den ökonomischen Beitrag bar und in mexikanischen Pesos zu entrichten. Das Geld wird dem Rat der Guten Regierung direkt übergeben, an dem Tag, den die dafür Verantwortlichen anzeigen werden.


TSOTSIL-UNTERRICHT FÜR INTERNATIONALE

In Übereinstimmung mit einer allgemeinen Vereinbarung zwischen allen Organisationen, die uns unterstützen, und entsprechend eines Gleichheitsgrundsatzes, wurde für den Tsotsil-Unterricht ein Mindestbetrag in Höhe von VIER Tagen Mindestlohn des Landes, aus dem die Betreffenden kommen, festgelegt. Dieser Betrag deckt 15 Unterrichtsstunden (3 Stunden täglich, 5 Tage die Woche). Wie wir bereits sagten, bieten wir denjenigen, die uns besuchen, eine Unterkunft sowieso an. Der Einfachheit halber bitten wir darum, den ökonomischen Beitrag bar und in mexikanischen Pesos zu entrichten. Das Geld wird dem Rat der Guten Regierung direkt übergeben, an dem Tag, den die dafür Verantwortlichen anzeigen werden.


TSOTSIL-UNTERRICHT FÜR LATEINAMERIKANER*INNEN

Da der Mindestlohn in den meisten unserer lateinamerikanischen Länder prekär ist, wurde
ein Minimum von 2350 Pesos pro Woche (einschliesslich Essen) - für 15 Stunden Unterricht pro Woche (wie es auch beim Spanisch- oder Tsotsil-Unterricht der Internationalen ist) vereinbart.


UNTERKUNFT UND ESSEN

Diejenigen, die für Tsotsil- oder Spanisch-Unterricht akkreditiert sind, werden in den beiden Schlafräumen in einem Häuschen auf dem Gelände der Rebellischen Autonomen Zapatistischen Sekundarschule "Primero Enero" untergebracht; sie teilen sich Doppelstock-Betten. Es wird empfohlen, einen eigenen Schlafsack mitzubringen. Die Verpflegung erfolgt durch das Kollektiv der ESRAZ-Promotor*innen und besteht aus drei Mahlzeiten täglich (Frühstück um 8 Uhr, Mittagessen um 14 Uhr und Abendessen um 19 Uhr). Das Leitungswasser, welches aus einem Bach kommt, kann für Duschen und Toiletten genutzt werden. Für das Trinkwasser verfügen wir über Filter. Weitere Einzelheiten werden jeweils zu Beginn der Ankunftswoche bekannt gegeben.


UNTERRICHT

Im zapatistischen Sinne werden die Lernaktivitäten entsprechend den vorherigen Absprachen zwischen Schüler*innen und Promotor*innen (Lehrer*innen) organisiert. Wir sind flexibel im Hinblick auf unterschiedliche Zeitpläne und Räume. Der Unterricht beginnt jeweils mit Aktivitäten, die stimulieren und Grundlage für die kollektive Arbeit bilden. Die aktive Teilnahme aller ist dabei wichtig für die Anregung und Entwicklung dieser Aktivitäten. Der Unterricht teilt sich in jeweils zwei Stunden Unterricht mit einem*einer Promotor*in und in jeweils eine Stunde mit offenen, kollektiven Aktivitäten aller, die wir an dieser Erfahrung teilnehmen (üblich sind eine Reihe von Videos über den zapatistischen Kampf und andere Kämpfe in Mexiko und der Welt; Projektbesuche, Lieder, Tänze, Diskussionen; kleine freiwillige Arbeiten in der Bibliothek, Arbeiten auf dem Feld, Tortilla-Workshop; Unterricht in den Bergen, am Fluss, unter einem Baum u.a.).

Es werden drei Lernniveaus vorgeschlagen, die unter Einbeziehung aller bestimmt werden. Die Grammatik ist lediglich ein Instrument unter vielen zur Unterrichtsgestaltung, insbesondere beim Anfänger*innen-Niveau. Der Hauptakzent liegt jedoch auf dem KOMMUNIKATIVEN, deshalb legen wir den Schwerpunkt nicht so sehr auf Grammatik, sondern auf die Themen, die sich aus Austausch und Interaktion ergeben. Von vorne herein sind viele Gespräche, kollektive Reflexionen und Diskussionen garantiert, denn das Anliegen aller, die zur Schule kommen, besteht ja darin, ihre Erfahrungen, Kämpfe u.a. auszutauschen.


KLIMA

Die Temperaturen variieren am Tag zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Die Nächte können kalt werden, bis unter 9 Grad. Ein Teil des Jahres über ist mit Nebel zu rechnen. ("Der Nebel ist die Vermummung des Urwalds." Eduardo Galeano)


LAGE DES CELMRAZ

Es befindet sich eine Stunde von San Cristóbal de las Casas, Chiapas entfernt. Um dorthin zu gelangen, müssen Taxi-Colectivos in Richtung Bochil genommen werden. Die Fahrtkosten bis Oventik betragen 65 Pesos. Die Abfahrtszeiten sind von 6 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags. Internetzugang gibt es mittels Chip-Karten, die an verschiedenen Stellen innerhalb und ausserhalb des Caracol verkauft werden.


Mehr Einzelheiten und Informationen kannst du von den Organisationen erhalten, die autorisiert sind, Spanisch- und Tsotsil-Schüler*innen zu akkreditieren.


(*) Die richtige Bezeichnung für "spanisch" ist "castellano". Jedoch 99,9% der Internationalen, die im Internet recherchieren, kennen dafür lediglich den Begriff "español".


 

ZUR AKKREDITIERUNG AUTORISIERTE ORGANISATIONEN (*):

Schildkröten und Cronopien

Nun ist es so, dass die Schildkröten grosse Bewunderinnen der Geschwindigkeit sind, so wie es natürlich ist. Die Esperanzen wissen darum, und es kümmert sie nicht. Die Famen wissen darum, und sie spotten darüber. Die Cronopien wissen darum, und jedes mal wenn sie eine Schildkröte treffen, ziehen sie einen Farbkasten hervor - und auf den runden Panzer der Schildkröte zeichnen sie mit Kreide eine Schwalbe. (Julio Cortázar)